FILM4
Beispiel-DVD:
AbNovember 2006 war die deutschsprachige DVD im Handelerhältlich – die Doppel-DVD mit Begleitheft und Bonusmaterial.Angeboten von © CONCORDE Home Entertainment München
DerTitelvor- und -abspann der Serie imdeutschsprachigem Fernsehen (© ZDF):
Serienteile/ Längen:
1. Teil:86:03 min
2. Teil:87:13 min
3. Teil:86:38 min
4. Teil:81:36 min
In diesenAngaben ist ab dem 2. Teil eineanfängliche Zusammenfassung enthalten, die sich auf bis zu 5 Minutenkumuliert.
unten: DerSoundtrack im deutschen Verleih von ©DECCA als Schallplatte
Quellen:
/1/ OliverKellner & Ulf Marek: Seewolf& Co.; Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf 1999;ISBN 3-89602-109-7; 216 Seiten; CF /5716/
/2/Schriftverkehr Herbert Petz an A.F. v. 20. Märzund 1. April 2010; mit der freundlichen Genehmigung zurVeröffentlichung auf dieser Seite
Der Kurier des Zaren/Filmtitel: MichaelStrogoff / Verfilmung F/D 1976, TV 4-Teiler
OriginaltitelBRD: Michael Strogoff in Frankreich: MichelStrogoff - Regie: Jean-Pierre Decourt; Buch Claude Desailly;Bearbeitung Roland Brandau; Musik: Vladimir Cosma; Produktion: TELE München Fernseh GmbH undTechnisonor Paris im Auftrag von ZDF, TF1, ORF1976. Darsteller:Raimund Harmstorf als MichaelStrogoff; Lorenza Guerrieri als Nadja Fedor; Valerio Popesco als IwanOgareff; Jozsef Madaras als Feofar Khan; Rada Rassimov als Sangarre;Vernon Dobtcheff als Blount; Pierre Vernier als Jolivet u.v.a.
Teil1: Sibirien1875: Im russischen Osten wird es unruhig, es häufen sich die Überfällevon Tataren. Da die Telegrafenleitungen gekappt wurden, ist dieVerbindung nach Irkutsk unterbrochen. Abhilfe soll der Einsatz einesKuriers bringen. Dazu wird der gut trainierte Michael Strogoffausgewählt. Er erhält den Sonderauftrag, den Bruder des Zaren inIrkutsk eine Depesche zu überbringen. Zur Legitimation bekommt er einGeheimsiegel des Zaren, darf aber unterwegs keine offizielleUnterstützung durch Regierungsvertreter erwarten. Geheimhaltung istoberstes Gebot.Zeitgleich sehen wirOgareff, in dieser Verfilmung ein Tatarenfürst, größter Widersacher desZaren. Dieser ist in einem Gefängnis interniert, aber mit Hilfe vonrussischen Verrätern gelingt ihm der Ausbruch. Mit der ZigeunerinSangarre, die seine Flucht mit vorbereitet hatte, macht er sichebenfalls auf den Weg nach Sibirien, um sich dort mit anderenTartarenführern zusammen zu schließen, damit sie dann gemeinsam dieseProvinz dem Zaren entreißen können. Auf undurchsichtigen Wege hat dieZigeunerin erfahren, dass der Zar einen Kurier nach Irkutsk gesandthat. Sie ahnt, dass durch diesen Kurier, der den Bruder des Zareninformieren soll, der Sache Ogareffs Gefahr droht.Inzwischenfährt Strogoffinkognito als Kaufmann in der transsibirischen Eisenbahn. Er ist dabeiso „unauffällig“, dass er als Kaufmann nicht sehr überzeugend wirkt.Den anderen Reisenden erzählt er, dass er zu einer Handelsmesse fährt.Mit im Zug sind zwei Journalisten, ein Brite und ein Franzose und dieattraktive Nadja, eine allein reisende Blondine. Es dauert nicht lange,da wird sie von einem „wodkaseligen“ Reisenden belästigt. Strogoff gehtdazwischen und wehrt die plumpen und handgreiflichenAnnäherungsversuche des Reisenden ab. Als nun die Zarenpolizei nach demflüchtigen Ogaroff im Zug fahndet, macht der vorher durch Strogoffbrüskierte Mann die Polizei auf den seltsamen Kaufmann aufmerksam.Prompt wird Strogoff kontrolliert und man findet in seinem Reisesackeinen Armeerevolver. Da er dessen Herkunft nicht erklären kann, wird erkurzerhand mitgenommen, sehr zur Zufriedenheit des Denunzianten. Dasich Strogoff keine Verzögerung oder ein Aufheben seines Inkognitosleisten kann, flüchtet er aus dem Gewahrsam der Polizei, wird daraufhinaber als Ogareff gejagt.
Kurzdarauf taucht er imGewühle eines Marktes, der sich zufälliger Weise an der nächstenBahnstation befindet, unter. Dort trifft er Nadja wieder, dieinzwischen auch den Zug verlassen hat. Er gewinnt ihr Vertrauen und ererfährt, dass sie sich auch nach Sibirien durchschlagen will. Dort willsie ihren vom Zaren verbannten Vater suchen. Strogoff geht mit ihreinen Deal ein: Sie soll die Rolle als seine Ehefrau annehmen, dannfinanziert und begleitet er ihre Reise. So machen sich die Beiden alsNadja und Sergej Ivanowitsch mit falschen Papieren, die eineWahrsagerin vermittelt hat, auf den Weg. Weiter geht es mit einerSchiffspassage auf einem Fluss. Durch Zufall ist auch Ogareff und seineGetreue auf dem Schiff und auch die beiden Journalisten sind mit anBord. Diese sind verblüfft: Was macht der geheimnisvolle, von derPolizei verfolgte Kaufmann jetzt mit Nadja an Bord?Bei dernächstenReiseetappe versuchen die Beteiligten via Kutsche weiter zu kommen (SieheSzenenbild rechts - © Tele München & Technosor Paris).Daaber viele auf der Flucht vor den Tartaren sind, sind dieReisemöglichkeiten begrenzt, vor allem Pferde sind schlecht zuerhalten. Die Korruption blüht und es gibt einige Verwicklungen.Trotzdem sind die beiden erfolgreich und sie erhalten Pferde für ihreKutsche. Schonungslos werden die Pferde über den Ural gejagt. Dabeigibt es die kuriose Situation, das die Gruppe Ogareff und zeitversetztNadja und Strogoff die gleichen Probleme haben: Sie dürfen nicht inKonflikt mit der zaristischen Polizei geraten. Mitten im Ural, mantrotzt einem Unwetter und dem Angriff von Bären, verbünden sich Nadjaund Strogoff mit den plötzlich wieder auftauchenden Journalisten. Aberschon bei der nächsten Etappe ist der eilige Strogoff wieder den beidenvoraus.
Teil2: Inzwischensind sich Nadja und Strogoff näher gekommen, ohne dass sie es voreinander zugeben. Die aufkommende Vertrautheit wird aber gestört, alssich die Wege Ogareffs und Strogoffs kreuzen. In einer Relaisstationversuchen beide Gruppen frische Pferde zu erhalten. Obwohl Strogoff ineinem „Rennen“ zur Station einen Vorsprung hatte, musste er sich mitGewalt von Ogareff die Pferde wieder abnehmen lassen, um nicht in eineAuseinandersetzung zu geraten. Nadja sah in seinem Verhalten eigentlichFeigheit, konnte sie sich doch das zögerliche Tun Strogoffs nichterklären. Als dann die Fahrt trotzdem weiter geht, nehmen die Problemeständig zu. Zeitgleich ist nämlich der Gesamtführer der Tartaren,Feofar, in kriegerischer Mission unterwegs. Daher kommen Nadja undStrogoff jetzt direkt in das Gebiet von Kampfhandlungen. Dabei wirdihre Fähre mit der sie über einen Fluss übersetzten wollen, durch ebendiese Tartarenhorden überfallen.Im Handgemenge stürztStrogoff verletzt in den Fluss und er wird von Nadja getrennt. Voneinem Fischer aufgenommen und gepflegt, hilft dieser ihm dann weiter.Inzwischen greifen die Tartaren Omsk an und Nadja ist nach dem Überfallder Fähre in ein Gefangenenlager der Tartaren gebracht worden. Kurzdarauf wird auch Strogoff wieder aufgegriffen und im Tartarenlagererkennt er mit Schrecken seine Mutter unter den zahllosen GefangenenZivilpersonen. Sie darf ihn nicht erkennen, ist dann doch seinInkognito nicht aufrecht zu erhalten. So verleugnet er öffentlich dieMutter, die ihn als ihren Sohn ansprach. Aber im Lager ist inzwischenauch Sangarre die Zigeunerin mit ihrem Ogareff eingetroffen. Zufälligwird Sangarre Zeugin der Begegnung. Sie ahnt die Zusammenhänge undmacht Ogareff, der inzwischen wieder ein Führer der Tartaren ist unddem die Führung dieses Tartarenlagers obliegt, darauf aufmerksam. AlsOgareff endlich aktiv werden will ist, ist Strogoff inzwischen mit vielMühen den Tartaren entkommen. Jetzt wird er gezielt mit Unterstützungeines Verräters, einem ehemaligen Nachbarn der Familie Strogoff,gezielt gesucht.
Teil 3: Michaelversucht wieder weiter nach Osten zu dringen. Noch während er sich fastin Sicherheit glaubt, machen die von den Tartaren eingeschlossenenRussen der Stadt Omsk einen Ausbruch. Der an sich gute Gedanke kehrtsich aber in das Gegenteil, da es wiederum einen Verräter gibt, der dasVorhaben den Tartaren unter Feofar Khan zuträgt. Der militärischeHandstreich misslingt und die Russen werden in Scharen hingemetzeltoder gefangen genommen. Zeitgleich sind die beiden Journalisten ineiner noch funktionierenden Poststation mit dem Aufgeben vonTelegrammen beschäftigt. Da wird auch diese Station Brennpunkt derKampfhandlungen. Wieder kreuzen sich die Wege der Beteiligten, kommtdoch zeitgleich gerade Strogoff in dieses Station. Gemeinsam miteinigen russischen Soldaten versucht man sich zu verteidigen. Aber manmuss sich der Übermacht der Tartaten beugen und die kleine Gruppeergibt sich. Schnell zieht Strogoff die Uniform eines gefallenen Russenan um so in der Masse der Gefangenen anonym zu bleiben. Es werden vieleGefangene gemacht, hat Feofar doch den Plan, mit den Gefangenen einDruckmittel zu erhalten, mit dem er den Bruder des Zaren erpressenkann.Als Strogoff in dasGefangenenlager der Tartaren kommt, hat er gleich zwei Probleme:Einerseits wird er als Kurier gesucht und gleichzeitig ist unter denrussischen Militärgefangenen bekannt geworden, dass er sich nur eineUniform angezogen hat. Ist er ein Verräter? Durch Intervention derJournalisten Blount und Jolivet(Szenenbild links -im Lager - ©Tele München & Technosor Paris), die ihn alsihren Begleiter ausgeben, kann er sich vor seinen eigenen Leutenschützen. Kurz darauf gelingt ihm wieder die Flucht, wiederum landet erkurz darauf in Gefangenschaft, der Gürtel der Tartaren wird immerenger. Ein Begleiter Ogareffs hat beobachtet, dass Strogoffs Mutter undNadja offensichtlich Strogoff unter den Gefangenen erkannt haben. DiesOgareff meldend, wird Ogareff von Sangarre animiert, den Kurier mitaller Gewalt zu identifizieren. Bei einer erzwungenen Musterung allerGefangenen durch die beiden Frauen, verrät sich die Mutter Strogoffsdurch einen Blickkontakt.Um die Bindung zuüberprüfen, lässt Ogareff Strogoffs Mutter auspeitschen undfolgerichtig versucht der Gesuchte seine Mutter zu schützen. Strogoffist überführt und kurz darauf hat man auch seine Legitimation alsKurier gefunden: Das Geheimsiegel des Zaren. Ogareff will Strogoffseinem Mitstreiter, gleichzeitig aber auch Widersacher in ihren eigenenReihen, nämlich Feofar, zum Geschenk machen. Gleichzeitig hat er einenPlan: Mit dem Geheimsiegel will er den Bruder des Zaren aus dessenStadt Irkutsk durch eine Fehlmeldung herauslocken.Feofar Khanlässt in einemSchauprozess Michael Strogoff blenden. Gleichzeitig stirbt von Michaelerst unbemerkt, seine Mutter und Nadja muss sie begraben. Danachkümmert sie sich um ihren verstümmelten Partner Michael. Aber schonkurz darauf, während eines nächtlichen Angriffs der Russen, gelingt esden Beiden dem Lager zu entkommen. Mit Hilfe der Augen Nadjas kämpftsich Strogoff weiter zu seinem Ziel...
Teil 4: Wiesich die Zeiten geändert haben. Aus dem ehemaligen vor Kraftstrotzenden Rittmeister Strogoff, der siegessicher zu seiner Missionstartete, ist ein durch eine Frau geführter Krüppel geworden, der sichdurch die sibirische Steppe schleicht. Strogoff ist immer noch vomGedanken beseelt, Irkutsk zu erreichen, vielleicht kann er noch etwas„ausrichten“. Hilfe erhalten Nadja und Strogoff von einem Goldsucher,der gemeinsam mit ihnen auf einem Fuhrwerk den Weg nach Irkutsk sucht.Und wieder haben die Verfolgten Pech: Die Drei werden nach Überquerungder Angara von einem Tartarenstamm aufgegriffen, der dort lagerte weiler in Vorbereitung der Kampfhandlungen dort auf Ogareff wartete. Dergeblendete Strogroff wird erkannt, kann sich aber nachdem er von denTartaren unter Spott gequält wird, in kühner Flucht gemeinsam mit Nadjaden Kriegern entziehen. Dies war nur möglich, weil der Goldsucher sichein einem Akt der Verzweiflung mit einem Messer auf den Anführerstürzte. Überwältigt stirb er, um den beiden die Flucht zuermöglichen.Mit Hilfe von russischenFlüchtlingen können die beiden mit einem Floß sich dem Endziel nähern.Hier sich inzwischen der falsche Kurier Ogareff eingeschlichen. Erversucht die Verteidigungslinien der Stadt durch falsche Informationenund Einweisungen zu lockern, allerdings bietet ihm der kommandierendeGeneral Paroli(Szenenbild links - ganz linksOgareff mit dem General - © Tele München & Technosor Paris).Einige „Anweisungen“ des Zaren scheinen ihm nicht der Situationangepasst, ein empfohlener Ausbruch aus der Stadt lehnt er ab. WährendOgareff voller Risiko für die Sache der Tartaren versucht den Kampf zubeeinflussen, tritt der offensichtliche Zwist zwischen denStammesfürsten immer deutlicher zu Tage. Feofar Khan der ein riesigesSteppenkönigreich, ähnlich wie unter Tamerlan unter den Gesetzen desKorans gründen will, steht konträr zu Ogareff. Diesem, als Fürst vonvierzehn Tatarenstämmen, schwebt als Ziel eine selbständige ProvinzSibirien vor, durchaus europäisch orientiert, aber eben tartarisch.
GlanzstückOareffs Plansollte es sein, dass er ein wichtiges Stadttor für die Tartarenkräfteöffnet. Es gelingt ihm sogar, die Bewacher per Befehl abzuziehen, indiesem Zeit nähert sich Strogoff Irkutsk.Als kurz vor derStadt auf dem Fluss treibendesErdöl/Petroleum angezündet wurde, konnte er feststellen, dass er seinAugenlicht zurückgewonnen hatte. Etwas unlogisch kann er mit Nadja alleKampfräume durchqueren, er wird in die eigentlich verbarrikadierteStadt eingelassen (?) und sinniger Weise gelangt er sogar direkt an dasStadttor, bei dem Ogareff gerade das Tor öffnen will.Einerbitterter Kampf Manngegen Mann beginnt. Im Ergebnis bleibt Ogareff totim Stadtinneren vor dem Stadttor liegen. Inzwischen konnten die Russendie Tartaren in die Flucht schlagen, nicht zu letzt auch durchDynamitpatronen die der hier im Exil lebende Vater von Nadja zurVerteidigung produziert hat.Die Einstellung der Kameraals der Tote Ogareff langsam zu schneit, ist das Ende des Filmes in derdeutschsprachigen Version.
DerSchluss des Filmes
Eine Thematikdie immer wieder Anlass zu Diskussionen unter Filmfreunden gibt, istdie unterschiedliche Gestaltung der Schlusssequenz in der nationalenund den internationalen Filmversionen. Denn den so nüchternen Schlusshat nur das deutsche Publikum gesehen. In italienischen undfranzösischen Fernsehausstrahlungen wurde ein ziemlich prunkvolles Endegezeigt, mit Happy End der beiden Liebenden, und einem rauschenden Ball.
Unter derÜberschrift „Zuschauer fühlen sich betrogen“ zitieren und erläuternKellner und Marek in ihrem Buch Seewolf & Co.:„... »Warum gab's kein Happy-End bei Strogoff?« oder »Wer hat uns umdas Happy-End betrogen?« titelten beinahe identisch dieProgrammzeitschriften Hörzu und GONG.Die Fernsehzuschauer waren enttäuscht, empört und verärgert darüber,von Betrug war gar die Rede, da das ZDF dem Publikum die RückkehrStrogoffs an den Zarenhof vorenthielt.“ ... „Was waren dieausschlaggebenden Gründe dafür, dass das Ende unter die Schere geriet?Alfred Nathan, zuständiger Redakteur beim ZDF begründete die Kürzungwie folgt: »Die Hochzeit von Strogoff und Nadja in Irkutsk, die JulesVerne nur kurz erwähnt, weil er keine Liebesgeschichte schreibenwollte, ist nicht gedreht worden und konnte deshalb nicht gezeigtwerden. Die glanzvolle Ballszene am Ende, die nur zeigt, wie Strogoffmit Nadja tanzt .... hätte die Härte der erlebten realen Konflikteabgewertet“ ... „Auch Produzent Walter Ulbrich fand die Szene »einfachdegoutant. Das Happy-End wirkte wie eine zynische Siegesfeier. Daskonnten und wollten wir unseren Zuschauern nicht bieten....«“ /1/
Der FilmfreundHerbert Petz hat eine andere Sichtweise auf die Gestaltung der Szene: „Was bei den Kommentaren auffällt, ist eineoffensichtliche Fehlinterpretation der in der deutschen Fassungfehlenden Schlusssequenz. Zumeist wird behauptet, es handle sich umeinen Ball am Zarenhof in St. Petersburg, der Zar unterhalte sich mitden Journalisten, während Strogoff mit seiner (zukünftigen) Frau dasTanzbein schwingt. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Siegesfeiernach den für die Russen erfolgreichen Kampfhandlungen in Irkutsk, undzwar im Palast des Großfürsten und Zarenbruders. Nach der letztenEinstellung, in welcher der getötete Ogareff langsam zugeschneit wird –dem definitiven Schluss der deutschen Version –, schaut die Kameradurch ein Palastfenster, draußen herrscht heftiger Schneefall, miteinem Schwenk auf Jolivet und Blount, die sich mit Strogoff inGalauniform unterhalten und ihm dabei unter dem Siegel derVerschwiegenheit eröffnen, dass sie in Wirklichkeit keine Journalisten,sondern Agenten ihrer jeweiligen Regierungen sind. Währenddessen trittGeneral Woranzoff an den Rittmeister heran und stellt ihm Nadjas Vatervor, Wassili Fedor; dabei wird Strogoff scherzhalber wieder ein Auftragerteilt, nämlich mit Nadja zu tanzen, zwischen den Zeilen allerdingswilligt der Vater in eine Hochzeit Nadjas mit Michael ein. Als sich derRittmeister der den Raum gerade betretenden Nadja nähern will, kommtihm kurz der Großfürst zuvor, der Nadja seinerseits zum Tanzauffordert. Strogoff freilich tritt dazwischen und berichtet von seinerMission, worauf der Großfürst Nadja dem Rittmeister zum Tanz überlässtund ihm – sozusagen zur Hochzeit – alles Gute wünscht. Daraufhinschwingt das überglücklich wirkende Paar für wenige Sekunden dasTanzbein, als eine neue Kameraeinstellung die tatsächlich allerletzteSequenz des Films einleitet, die Fahrt der beiden – wohl frischverheirateten und sehr fröhlich wirkenden – Brautleute in einerPferdekutsche durch die verschneite leere Landschaft,bezeichnenderweise von rechts nach links, d.h. westwärts. Diese‘Schlittenfahrt’ ist wohl analog zum Roman als Heimreise von Nadja undMichael von Sibirien ins europäische Russland zu interpretieren. Indiesen letzten Minuten ist keine Spur vom Zaren und keine Rede von St.Petersburg; im Gegenteil, die Anwesenheit des Großfürsten Dimitri, vonGeneral Woranzoff und von Wassili Fedor legen zwingend nahe, dass essich um den Abschluss der letztlich geglückten Mission in Irkutskhandelt. Blount und Jolivet beobachten das tanzende Paar und scherzennoch darüber, dass Strogoff von neuem ‘blind’ (aveugle) werde, und zwar ein Lebenlang, eben durch die Liebe zu und Hochzeit mit Nadja. In diesendramaturgisch wichtigen letzten Minuten, wo sich erst der Ring derHandlung schließt, ist kein Operettenschluss zu sehen, was ja dieoffizielle Begründung des ZDF für den Schnitt war. Diese – und auchandere – Verstümmelungen haben der deutschen Fassung keinen gutenDienst erwiesen.“/2/
Demkann ich nichts hinzufügen ....
Einschätzung:Dieüber vier Teile inSpielfilmlänge erzählte Geschichte ist eine gelungen Verfilmung.Besonders das stimmiges Ambiente, die gut ausgewählten Schauplätze,dazu zählt die ungarische Puszta als sibirische Steppe und ganzeSiedlungen von Holzhäusern, machen die Weite Sibiriens allen Zuschauerndeutlich. Dazu gehören auch die Tartaren in ihren Jurten und vieleviele ergänzende Details. Wenn das Drehbuch weniger erfolgreicheAusbrüche Strogoffs bei den Tartaren beinhaltet hätte (ich hab dann garnicht mehr mitgezählt wie blöd sich die Steppenkrieger verhalten habensollen) und wenn die Geschichte der beiden Journalisten auch in derdeutschsprachigen Version zu Ende erzählt worden wäre, dann wäre auchdie Handlung noch geschlossener und glatter gewesen. Aber der angenehmeEindruck des Films, nicht zu letzt auch durch die stimmungsvolle Musikvon Vladimir Cosma, die nicht zu unrecht erfolgreich auf diversenSchallplatten und Kassetten vertrieben wurde (siehe auch linkerSeitenrand),überwiegt: Ein tolles Filmerlebnis!